Mein Kopf explodiert. Aber ich ignoriere es. Befolge meine eigenen Ratschläge nicht. Nehme mir keine Auszeit, weil ich das Gefühl habe, es nicht verdient zu haben. Wieso? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht weil ich nicht genügend Vertrauen habe. Nicht genügend Vertrauen in mich selbst. Muss mir selber beweisen, dass ich es verdiene.
Ein schlechtes Gewissen, weil man schon wieder zu wenig geschafft hat. Aber wie viel ist zu wenig? Und wie viel ist genug? Wer misst diese Dinge? Wer setzt die Messlatte? Und kann ich sie jemals erreichen?
Ich will etwas beweisen. Mir selbst, aber auch anderen. Doch ist das wirklich notwendig? Manchmal bringt mich dieser Drang voran. Ich schaffe Dinge, die ich anders nie geschafft hätte. Aber alles hat seine Schattenseiten. Und während ich mich selber immer weiter pushe merke ich gar nicht, dass ich damit genau das Gegenteil erreiche.
Pause.
Einfach mal nichts tun. Nicht denken und einfach abschalten. Zeitverschwendung? Was ist aus dem Moment geworden? Sei nicht faul, sondern mach etwas aus deiner Zeit. Du lebst nur einmal. Aber bedeutet einfach mal faul zu sein denn nicht auch, etwas aus seiner Zeit zu machen? Muss sich das wirklich widersprechen?
Zeit wird zu Geld. Aber Geld wird nicht zu Zeit. Muss ich diese Rechenaufgabe wirklich lösen? Komme ich hier mit Logik weiter? Oder kann ich einfach mal nur den Moment genießen. Herz über Kopf. Gefühl über Verstand.
Work hard. Hustle 24/7. Von nichts kommt nichts.Diese Worte kreisen in meinem Verstand und bereiten mir Kopfschmerzen. Ich will mein Leben nicht verschwenden. Ich will etwas erreichen. Aber zu welchem Preis? Muss es wirklich so hart sein, wie so viele sagen?
Es widerspricht sich. Sie widersprechen sich.
Wie nutzt man seine Zeit wirklich? Indem man an etwas arbeitet, das man liebt? Ja, zum Beispiel. Aber wie lange werde ich es noch lieben, wenn ich mich dabei selber unter Druck setzte? Wann wird ein Hobby zum Job und ab wann fühlt es sich viel mehr nach Arbeit als nach Vergnügen an?
Ich drehe die Zeit zurück. Erinnere mich, wie es früher war. Erinnere mich, wie leicht es gewesen ist. Kreativität und Inspiration. Es war nur ein Spiel. Und das sollte es auch bleiben.
Vergessene Worte. Ich schließe den Browser und klappe den Laptop zu. Lege mich ins Bett, höre Musik und schaue mir lustige Videos an. Schalte mein Handy aus und lese. Beantworte keine WhatsApp Nachrichten und schaue auch nicht, was es neues auf Instagram gibt. Treffe eine Freundin, trinke Tee, vergesse meine To-Do Liste.
Verschwende meine Zeit.
Und versuche deshalb keine Schuldgefühle zu haben. Und irgendwann wird mir klar, dass verschwendete Zeit gar keine verschwendete Zeit ist. Dass es so etwas wie verschwendete Zeit überhaupt nicht gibt.
Ich lebe. Ich atme. Und die Uhr tickt. Ganz egal, was ich mache. Tickt sie langsamer, wenn ich mehr leiste? Nein, vielleicht sogar ein bisschen schneller. Tickt sie langsamer, wenn ich mit Freunden Spaß habe? Nein, vielleicht sogar noch ein bisschen schneller. Und ist das wichtig? Nein. Weil es ganz egal ist ob ich gerade arbeite, Sport mache oder faul auf der Couch liege. Das was wirklich wichtig ist, ist wie ich mich dabei fühle. Nicht das Ergebnis.
Denn am Ende meines Lebens werde ich mich an die Momente erinnern, in denen ich mich gut gefühlt habe. In denen ich glücklich war. Und deshalb sollte ich möglichst viele solcher Erinnerungen kreieren.
Der Zeiger bewegt sich weiter, aber ich bleibe stehen. Habe aufgegeben, ihn einholen zu wollen. Weil ich diesen Wettlauf niemals gewinnen kann.Und das muss ich auch nicht. Denn darum geht es nicht. Ich gewinne nicht, indem ich schneller oder besser bin. Ich gewinne, indem ich glücklich bin.
Und manchmal bin ich am glücklichsten, während ich meine Zeit verschwende.
***
Marina ♥