Marina-Paunovic-Autorin-Blog

Im letzten Monat habe ich circa vierzig Stunden im Bus verbracht. Mein Leben ist gerade schnell und unbeständig. Nie lange an einem Ort, immer weiter, niemals stehen bleiben. Und wieder sitze ich im Bus und blicke aus dem Fenster, sehe die Landschaft an mir vorbeiziehen. Abgerissene Szenen, alles im Schnelldurchlauf.  

Es ist Sommer. Ein warmer dieses Jahr. Die Wiesen sind vertrocknet und nur noch stellenweise grün. Ich komme mir vor, als würde ich durch ein anderes Land fahren. Italien oder Spanien. Irgendwo im Süden.

Zehn Stunden Busfahrt liegen vor mir. Und auch wenn das kaum jemand nachvollziehen kann, freue ich mich darauf. Ich habe lange Fahrten schon immer geliebt. Sei es im Auto, im Zug, im Bus oder im Flugzeug. Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie hatte das für mich schon immer etwas Beruhigendesan sich. 

Ich sitze auf meinem Platz, die Welt zieht an mir vorbei und ich werde sicher an einen Ort gebracht.

Ich habe Zeit für mich.

Für meine Lieblingsmusik, fürs Lesen, fürs Schreiben und für meine Gedanken. Es ist ruhig. Niemand spricht. Hin und wieder hört man das Rascheln von Plastik, oder das Zischen einer Flasche, die geöffnet wird. Jeder Passagier ist in seiner eigenen Welt. Sie schlafen, hören Musik oder schauen Filme auf ihrem Tablet.

Vielleicht spüren sie sie auch, diese Ruhe. Diese Entspannung. Einfach mal sein. Nicht hetzen, nicht stressen. Einfach nur sitzen und entspannen. Und dabei kein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Vielleicht genieße ich diese Zeit deshalb so sehr. Weil ich still sitze und trotzdem vorankomme. Weil ich mal ein paar Stunden schweigen kann, ohne dass es auffällt. Weil ich für mich sein darf und trotzdem nicht alleine bin. 

Vielleicht ist es das, was ich am Reisen am meisten liebe.

Der Weg zwischen den Zielen.

Die Reise an sich. Egal wohin. Dieser kurze Zeitraum, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Wie dieser Moment nach dem Ausatmen. Diese Millisekunden-Pause, in der der Atem still steht. In der man weder ein- noch ausatmet.

Vielleicht sind es gerade diese Millisekunden, in denen wir unseren Frieden finden. Diese Millisekunden, kurz bevor der Atmen sich wendet. Kurze Pausen, die uns unser Leben erst richtig bewusst machen, in denen man wirklich im Moment ankommt. In denen man das Leben spürt.

Nur ein paar Millisekunden lang. 

Und während ich aus dem Fenster sehe und mein Lieblingssänger mir Worte ins Ohr flüstert wird mir klar, dass es immer nur die nächsten Millisekunden sind, die wirklich zählen. 

 

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Marina  ♥