„Niemals aufgeben“, sagt sie und erntet dafür tosenden Applaus aus dem Publikum. Dranbleiben, weitermachen, immer alles geben. Zähne zusammenbeissen und den Schmerz ertragen. Weil aufgeben leicht ist und das jeder kann. Aber ist das so? Ist aufgeben wirklich so leicht? Oder ist es nicht sogar manchmal schwerer, als weiterzukämpfen?
Wir Menschen wollen immer kämpfen, wollen uns Dinge durch Schmerz erarbeiten und verdienen. Klammern uns so sehr an Zielen fest und werden dazu ermutigt, sie niemals loszulassen. Auch wenn diese Ziele vielleicht gar nicht das sind, was wir eigentlich wollen. Sind wir schwach, wenn wir einfach mal aufgeben? Einfach mal loslassen? Einfach mal keinen Plan und kein Ziel haben?
Ist ein Ziel nur dann etwas wert, wenn ich darum kämpfe? Bin ich nur dann etwas wert, wenn ich mir Dinge erkämpfe? Oder darf ich das auch mit Leichtigkeit tun? Mit Spaß und dann, wenn ich es möchte. Wenn ich mich bereit dafür fühle. Wenn ich inspiriert bin. Und nicht dann, wenn mein Wochenplaner mir sagt, dass ich das jetzt tun muss.
Aufgeben.
Ich habe in meinem Leben schon oft aufgegeben. Ich habe meinen Job aufgegeben, schlechte Gewohnheiten, veraltete Ziele, Kontrollsucht, unpassende Beziehungen und ich habe aufgegeben, immer Angst davor zu haben, was andere über mich denken. Zumindest versuche ich das.
Ein ständiger Kampf mit mir selbst.
Ich will diesen Kampf aufgeben. Weil das Leben kein Kampf sein muss. Ich ergebe mich, kapituliere. Hisse die weiße Fahne. Das Leben ist nicht mein Feind. Und wenn ich etwas wirklich will, dann werde ich es auch irgendwann bekommen. Vielleicht darf ich dafür niemals aufgeben, vielleicht muss ich aber auch genau das tun.
Es gab viele Situationen in meinem Leben, in denen ich etwas unbedingt wollte und ständig daran gedacht und dafür gearbeitet habe. Und wenn ich irgendwann nicht mehr konnte, weil es einfach nicht klappen wollte, obwohl ich alles versucht hatte, schmiss ich es einfach hin. Ließ los, machte mit etwas anderem weiter, vergaß.
Ich gab auf.
Aber das Leben hatte immer nur genau darauf gewartet. Denn sobald ich losließ und damit auch mein Widerstand geringer wurde, bekam ich genau das, was ich vorher wollte. Nicht weil ich immer verbissen weitergemacht hatte. Sondern weil ich ganz einfach aufgegeben hatte. Losgelassen.
Ich habe keine Angst davor, weiterzumachen. Ich habe Angst davor, aufzugeben.Obwohl ich weiß, dass ich genau das öfter tun sollte. Loslassen und mich fallen lassen.
Denn ich schlage nie auf dem Grund auf.
Ich werde immer gefangen. Jedes mal.
Aber dafür muss ich erst einmal aufhören mich festzuklammern und vertrauen, dass ich den Sturz überlebe.
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Marina ♥